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Die Geburt rückt langsam näher und eigentlich willst du gar nicht so genau wissen, wie diese im Detail abläuft? Wir können gut verstehen, wenn dir der Gedanke daran Sorgen bereitet. Aber: Wissen hilft gegen Angst. Viele Herausforderungen erscheinen uns machbarer, wenn wir wissen, was auf uns zukommt. So kann es dir helfen, wenn du verstehst, was da auf dich zukommt. Wie sieht der Ablauf aus? Welche Phasen der natürlichen Geburt gibt es? Und vor allem – was kann dir im jeweiligen Stadium helfen? Dabei widmen wir uns auch dem wichtigen Thema Schmerzen bei der Geburt und zeigen dir, welche Methoden es gibt, um dir die Geburt zu erleichtern.
Erste Anzeichen der Geburt
In den letzten vier Wochen vor dem Entbindungstermin treten häufig Senkwehen oder Vorwehen auf. Diese meist wenig schmerzhaften, unregelmässigen Kontraktionen der Gebärmutter bewirken die richtige Einstellung und Fixierung des Kopfes deines Babys im Beckeneingang. Im Gegensatz zu den Vorwehen zeichnen sich echte Wehen durch eine bestimmte Regelmässigkeit aus. Sie äussern sich anfangs alle 20 bis 30 Minuten durch ein krampfartiges Ziehen im Kreuz oder im Bauch.
Du kannst jetzt selbst fühlen, wie der Bauch dabei plötzlich fester wird. Nach ungefähr zwei Stunden spielen sich die Wehenabstände meist auf 10 bis 15 Minuten ein. Jetzt ist es Zeit, mit der Spitaltasche zur Entbindungsstation zu fahren, solltest du dich für diese Art der Entbindung entschieden haben. Ab dem Einsetzen der Wehentätigkeit empfehlen Geburtshelfer, nur leichte Kleinigkeiten zu essen.
Der Ablauf einer natürlichen Geburt: Von den ersten Wehen bis zur Nachgeburt
14 Zentimeter! Das ist in etwa die Strecke, die ein Baby durch den Geburtskanal zurücklegen muss.1 Das hört sich doch gar nicht so schlimm an, oder? Dieser Weg, der kaum länger als ein Kugelschreiber ist, kann jedoch unvorstellbar anstrengend werden für Mutter und Kind. Aber was genau passiert eigentlich in den verschiedenen Phasen einer natürlichen Geburt?
Die Eröffnungsphase
In dieser Anfangsphase bewirken die Wehen, dass sich der Muttermund öffnet. Gewöhnlich ist dies die längste Phase der Geburt. Beim ersten Kind vergehen im Schnitt acht bis 14 Stunden, bis sich der Muttermund auf rund zehn Zentimeter geöffnet hat und das Baby sich den Weg durch den Geburtskanal bahnt. Bei nachfolgenden Geburten geht die Eröffnungsphase in der Regel schneller voran und dauert durchschnittlich sechs Stunden.2
Während die Wehen zu Beginn noch eher unregelmässig kommen, werden die Zeitabstände allmählich immer kürzer und die Intensität der Kontraktionen nimmt kontinuierlich zu. Gegen Ende der Eröffnungsphase wirst du alle zwei bis drei Minuten eine Wehe spüren. Bei vielen Frauen platzt in dieser Phase auch die Fruchtblase, sofern dies nicht schon vor dem Geburtsbeginn geschehen ist.3
Unser Tipp für die Eröffnungsphase: Bewegung hilft. Für den Geburtsverlauf und das Schmerzempfinden kann es vorteilhaft sein, wenn du dich aktiv bewegst und probierst, in welcher Position du dich am wohlsten fühlst. Darüber hinaus hilft beim Stehen, Umhergehen und Hocken die Schwerkraft dem Baby auf seinem Weg nach draussen.4
Die Übergangsphase
Kurz, aber intensiv ist dieser letzte Abschnitt der Eröffnungsphase. Die Wehen sind nun besonders stark und verhelfen dem Kind, durch den Muttermund hindurch tiefer ins Becken hineinzurutschen. Vielleicht hast du dabei das Gefühl an deine Grenzen zu kommen, da die Erholungspausen zwischen den Kontraktionen immer kürzer werden. Einfühlsame Geburtsbegleiter:innen können in dieser Phase sehr hilfreich sein.5 Denke daran: Jede Wehe bringt dich deinem Kind ein Stückchen näher.
Die Austreibungsphase
Dein Muttermund ist nun vollständig geöffnet. In der Austreibungsphase rutscht das Köpfchen des Babys tiefer und wird irgendwann in der Scheide sichtbar. Musstest du dich zuvor vielleicht noch zurückhalten, so darfst du jetzt aktiv mitpressen. Mit jeder Wehe schiebst du das Baby etwas weiter in Richtung Scheidenausgang. Schliesslich treten zunächst das Köpfchen des Kindes, danach die Schultern und dann der restliche Körper aus. Ein unglaublicher Moment – ein neues Leben wurde geboren und endlich kannst du dein Baby in die Arme schliessen.6
Die Nachgeburtsphase
Sofern du und dein Kleines wohlauf seid spricht, bekommst du dein Neugeborenes auf den Bauch gelegt. Dieser erste innige Hautkontakt ist ein ganz besonderer Moment für die Bindung zwischen Mutter und Kind (Bonding).
Bestimmt bist du überglücklich und froh, es geschafft zu haben, und hast vermutlich keine Lust auf noch weitere Wehen. Doch noch ist die Geburt nicht ganz zu Ende. Bald wirst du weitere Kontraktionen spüren. Diese führen dazu, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht und sich die Plazenta löst.7 Noch ein kleines bisschen wirst du mitschieben müssen, dann wird die Plazenta, welche dein Kind neun Monate lang in deinem Bauch ernährte, geboren.
Der Umgang mit Schmerzen bei der Geburt
Die Geburt eines Kindes kann ein wahrhaft überwältigendes Erlebnis sein. Glücklicherweise hat die Natur vorgesorgt: Zum einen sind da die Pausen zwischen den Wehen. Diese erlauben dir, durchzuschnaufen und dich immer wieder kurz zu erholen.8
Zum anderen wird dein Körper geflutet von verschiedenen Hormonen wie etwa Endorphinen und Oxytocin, die dir dabei helfen, diese Meisterleistung zu vollbringen.9 Diese Hormone wirken auf verschiedene Weise. Sie regen die Wehen an, schenken dir Energie, lindern die Schmerzen und sorgen dafür, dass du dich unsterblich in dieses kleine Menschlein verliebst. Klingt doch fantastisch, nicht wahr?
Damit diese Hormone ihre Superkräfte entfalten können, müssen jedoch die Rahmenbedingungen bei der Geburt stimmen: Du musst dich wohl und sicher fühlen, dich frei bewegen können und ausreichend Ruhe haben. Stress und Angst verhindern hingegen die Ausschüttung der Geburtshormone.10,11 Aus diesem Grund ist bereits die Wahl des Geburtsorts und der Geburtsbegleiter:innen von grosser Bedeutung für den Verlauf der Entbindung. Auch eine gute Vorbereitung und positive Grundeinstellung können Wunder bewirken.
Natürliche Methoden der Schmerzlinderung bei einer Geburt
Es muss nicht immer eine PDA sein. Im Folgenden stellen wir dir verschiedene Methoden der nicht-medikamentösen Schmerzlinderung vor. Diese Informationen ersetzen jedoch keinen Besuch beim Arzt. Vielleicht kannst du dich auch an deine Hebamme wenden, welche sicherlich noch weitere Tipps für dich parat hat.
Achtsames Atmen
Durch ein bewusstes, tiefes Atmen kannst du dir selbst Kraft und Ruhe schenken. Auch das Abgeben von Tönen beim Ausatmen wirkt unterstützend. Diese Techniken lernst du schon während der Schwangerschaft in einem Geburtsvorbereitungskurs. Zudem kann dich deine Hebamme im Kreisssaal anleiten, einen für dich angenehmen Atemrhythmus zu finden.12
Bewegung
Indem du dich während der Geburt bewegst und eine Körperhaltung einnimmst, die dir guttut, kannst du das Schmerzempfinden verringern.13 Als ideal gelten aufrechte Positionen. Hierdurch hast du nicht nur ein Gefühl der Selbstbestimmung, in dieser Haltung geht auch die Geburt in der Regel schneller voran und Schmerzen werden verringert.14
Entspannungstechniken
Viele dieser Methoden zur Entspannung benötigen etwas Übung, weshalb du damit am besten schon während deiner Schwangerschaft beginnst. Viele Mütter berichten von positiven Erfahrungen durch Entspannungstechniken wie Yoga oder Hypnobirthing.15,16 Angst und Verkrampfungen verstärken die Schmerzen unter der Geburt. Genau hier setzt das Hypnobirthing an. Diese Methode möchte den Schwangeren durch Meditations-, Atem- und Visualisierungstechniken die Angst vor der Geburt nehmen und hilft ihnen, sich in einen Zustand der tiefen Entspannung zu versetzen.17
Massagen
Hierdurch lassen sich nicht nur Muskelblockaden lösen, durch Massagen und Berührungen kommt es auch zur Freisetzung von Endorphinen im Körper der Mutter. Diese Hormone wirken wiederum schmerzlindernd.18 Als besonders angenehm empfinden viele Gebärende eine Massage am Kreuzbein.19 Dies ist eine wunderbare Aufgabe für den werdenden Vater (bzw. die Person, die dich an diesem besonderen Tag begleitet). Er/Sie wird bestimmt froh sein, dir auf diese Weise etwas helfen zu können.
Unser Tipp
Verwende für die Massage ätherische Öle wie etwa Lavendel, Kamille oder Rosmarin.20 Ideal ist ein Duft, mit dem du etwas Positives verbindest. Nutze beispielsweise ein Öl, mit dem du schon während der Schwangerschaft deinen Bauch massiert hast. Zwar ist die Wirkung wissenschaftlich bisher kaum belegt, manchen Frauen kann die Aromatherapie jedoch helfen, sich unter der Geburt zu entspannen.21
Warmes Wasser
Hast du schon einmal über eine Wassergeburt nachgedacht? Vielen Frauen hilft die Wärme des Wassers bei der Verarbeitung der Schmerzen. So lockert ein warmes Bad in der Geburtswanne die Muskulatur und das Gewebe, verringert das Schmerzempfinden, reduziert das Risiko von Geburtsverletzungen und spendet ein Gefühl der Geborgenheit.22
Akupunktur und Akupressur
Akupunktur kann ebenfalls gegen Schmerzen während des Geburtsverlaufs helfen. Allerdings beherrscht nicht jede Hebamme die Technik mit den feinen Nadeln. Zudem musst du dabei relativ ruhig bleiben, wodurch deine Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt werden.23 Eine Alternative ist die Akupressur, bei der bestimmte Druckpunkte stimuliert werden.24
Medikamentöse Schmerzlinderung
Sollten diese natürlichen Mittel zur Schmerzlinderung nicht ausreichen, so stehen dir unterschiedliche medikamentöse Verfahren zur Auswahl. Es ist vollkommen legitim, diese Hilfsmittel anzunehmen, um deine Beschwerden zu lindern und dir neue Kraft zu schenken. Bitte wende dich an deinen Arzt / deine Ärztin oder deine Hebamme, um dich bezüglich der einzelnen Medikamente und Verfahren sowie ihrer Nebenwirkungen beraten zu lassen.
Krampflösende Medikamente
Zu Beginn der Eröffnungsphase werden gerne entkrampfende Medikamente wie Buscopan verabreicht. Hierdurch kann sich die werdende Mutter besser entspannen und Energie für die weitere Geburt sammeln. Als positiver Nebeneffekt lockert Buscopan zudem den Muttermund. Es kann der Frau per Zäpfchen oder als Injektion verabreicht werden und hat gewöhnlich keine Auswirkungen auf das Baby.25 Wende dich bezüglich möglicher Nebenwirkungen bitte an deinen Frauenarzt / deine Frauenärztin.
Opioide
Leidest du unter starken Schmerzen, so können Opioide (z. B. Meptazinol, Tramadol oder Pethidin) zum Einsatz kommen. Heutzutage werden Opioide allerdings nur noch selten bis gar nicht mehr genutzt. Stelle dir die Wehenschmerzen als steile Berge vor, die du überwinden musst. Durch die Opioide werden die Gipfel dieser Berge deutlich abgeflacht. Bedenke jedoch: Ein gewisser Teil dieser Medikamente kommt auch beim Kind an. Darum sollten Opioide nicht zu spät gegeben werden, damit das Neugeborene nach der Geburt nicht zu schläfrig ist.26 Ansonsten könnten die Atmung des Babys und das anfängliche Stillen beeinträchtigt werden.27,28
Lachgas
Wie die Opioide wirkt das in Deutschland, Österreich und der Schweiz nur selten verwendete Lachgas auf das zentrale Nervensystem der Schwangeren.29 Es sorgt dafür, dass die werdende Mutter alles ein wenig gedämpft wahrnimmt, als wäre sie ein bisschen angetrunken. Manche Frauen fühlen sich damit sehr wohl, andere wollen lieber mit vollem Bewusstsein bei der Geburt sein oder leiden unter Nebenwirkungen wie Schwindel und Übelkeit.30 Das Lachgas wird über eine Maske eingeatmet, wodurch die Schwangere die Dosierung des Schmerzmittels durch Auf- und Absetzen sehr gut alleine steuern kann.
Periduralanästhesie (PDA)
Im Gegensatz zu Lachgas und Opioiden wirkt eine PDA (Periduralanästhesie) nur lokal, weshalb das Schmerzmittel nicht auf das Kind übergeht. Hierbei wird der Frau ein Medikament über einen weichen Katheter in den unteren Rücken gespritzt. Es dauert ca. 15 bis 20 Minuten, bis die Periduralanästhesie zu wirken beginnt.31 Später kann je nach Bedarf nachdosiert werden.
Eine PDA kann die Schmerzen während der Geburt sehr effektiv verringern. Allerdings bringt die Methode auch einige Nachteile und Risiken mit sich. So sind viele Frauen dadurch in ihrer Bewegungsfähigkeit stark eingeschränkt, da sie beispielsweise ihre Beine nicht mehr richtig spüren können. In seltenen Fällen kommt es auch zu einem Blutdruckabfall oder starken Kopfschmerzen.32 Zudem dauern Geburten mit PDA im Durchschnitt etwas länger als Entbindungen ohne diese Art der Betäubung.33 Auch erhöht sich durch eine PDA die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Interventionen wie eine Vakuumextraktion (per Saugglocke) oder Zangengeburt notwendig werden.34
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